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Überfahrt nach Jejudo

Wando begrüßte uns mit grauem, wolkenverhangenem Himmel – und das quasi mitten in der Nacht, als die ganzen Fischerboote losrumpelten; die Motoren klangen und qualmten, als wären sie zeitgleich mit den ganzen Tempeln gebaut worden. Da wir aber der Fähre wegen sowieso nicht allzu spät aufstehen konnten, war es nicht ganz so schlimm. Frühstück auf dem Weg zum Fährterminal bei PB (Bonuskarte füllen!); beim Terminal erst ein Ticket für’s Auto kaufen, das Auto auf dem Schiff unterbringen, dann zurück zu einem anderen Gebäude und die Personentickets kaufen. Nun ja, man könnte es auch einfacher haben. Aber das scheint „dem Koreaner“ nicht zu liegen, Hotelbuchungen sind ähnlich umständlich. Expedia & Co. bieten nur die Hotels der großen Ketten an; die koreanische Variante ist lediglich ein Verzeichnis von Hotels. Dort kann man sich Bilder anschauen, die Verfügbarkeit prüfen – aber nur eine Reservierung beantragen, nicht buchen. Diese Reservierung wird dann innerhalb der nächsten 24 h vom Hotel bestätigt (oder auch nicht), dann muss man den Betrag überweisen – ausländische Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Da gibt es noch einiges zu tun für die Tourismusmanager…

Die 3,5 h Fährfahrt habe ich mit der Erstellung des vorigen Blog-Eintrages sowie der Lektüre des Restes von „Flammenbrut“ von Simon Beckett verbracht. Das Buch ist gegenüber den Büchern, mit denen Beckett erfolgreich wurde (Leichenblässe, Kalte Asche), deutlich flacher. Der Kauf lohnt sich m.E. nicht. Aber irgendwie kann ich Bücher schlecht weglegen, auch wenn sie nicht wirklich gut sind (das letzte Buch, was ich wirklich nicht zu Ende lesen konnte, war „Der Turm“ von Uwe Tellkamp); immerhin ging so die Zeit vorbei.

In Jejusi auf Jejudo (die Silbe si bedeutet Stadt, do bedeutet Insel) angekommen, stellten wir fest, dass wir auch ohne Navigationsgerät zurechtkommen. Das Ding kannte doch tatsächlich nicht unser KAL Hotel, obwohl es eines der bekanntesten der Insel ist. Immerhin war der Straßenplan verfügbar, so dass wir es damit und mit Hilfe der GPS-Positionsanzeige auch so gefunden haben. Man kann ganz schön abhängig werden von so einem Teil. Wir haben erst einmal die Matratzenqulität getestet, später im Hotel-Restaurant das Büffet geplündert, einen Spaziergang durch die Anlage gemacht und uns in der Hotelbar eine Flasche Chianti Classico gegönnt. Da die Bar schon um 23 Uhr schließt, sind wir auf’s Zimmer, wo ich nun diesen Eintrag fertigstelle und wir dann schnell schlafen müssen. Schließlich gibt es nur bis 10 Uhr Frühstück, auch wenn Sonntag ist…

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Jirisan

Tja, wieder einen Tag im Verzug, hier nun der Bericht zum 11.09.

Wir haben die Nacht in „unserem Puff“, wie Heinz das H/Motel zwischenzeitlich getauft hat, überlebt. Eine Baustelle vor dem Haus hat dafür gesorgt, dass wir nicht zu spät aufstehen – wie daheim… Frühstück gab es, inzwischen fast traditionell, bei Paris Baguette, wo wir uns nun auch endlich eine Kundenkarte zugelegt haben. Bei unserem Verzehr sollten wir den einen oder anderen Bonus-Gratis-Happen problemlos schaffen…

Nach erfolgter Nahrungsaufnahme sind wir zum Hwaeomsa-Tempel im Jirisam Nationalpark gefahren. Der Jirisan ist mit 1.915 m der zweithöchste Berg Südkoreas, der höchste ist Jesudo, wo wir morgen hinfahren werden. Beim Tempel hat Daeseon uns eine englischsprachige Führerin aufgetan, die uns durch die Anlage geführt hat. Hwaeomsa liegt idyllisch im Wald, und sieht irgendwie natürlicher aus als die anderen Tempel, die wir bisher besichtigt haben. Das liegt sicher auch daran, dass die Gebäude nur sehr wenig bemalt sind, was nach Aussage unserer Führerin daran liegt, dass die Farbe genauso viel kosten würde, wie der Neubau der Häuser, da die strengen Denkmalschutz-Auflagen eine Renovierung sehr anspruchsvoll machen.

Der Tempel wurde 544 vom Priester Yongi gegründet und mehrmals zerstört, der letzte Wiederaufbau erfolgte 1636. Berühmt in Hwaeomsa sind Gakgwangjeon, eine von außen zweistöckig aussehende hohe Halle mit dicken Pfeilern und großflächigen Gemälden; davor Koreas älteste und größte Steinlaterne; 108 Stufen empor ein kleiner Schrein bestehend aus einer von vier Löwen gestützten dreistöckigen Pagode, unter der die Mutter von Yongi sitzt, ihr Sohn selbst bietet ihr von gegenüber einen Tee an.

Anschließend ging es zum sportlichen Teil des Tages, der Besteigung des Nogodan (1.507 m) . Geplant war das ja alles wieder ganz anders: Wir wollten zum Pass, von dem man einen schönen Ausblick über den Nationalpark mit seinen über tausend Meter hohen Bergen hat. Schade nur, dass nach den vielen Kurven der Parkplatz dicht in Wolken gehüllt war. Was blieb uns also übrig, als den – großteils recht bequemen – Aufstieg zum Gipfel anzugehen, auf halbem Weg gab es nämlich einen weiteren Aussichtspunkt. Als wir dort ankamen, war das Wetter schon deutlich besser, jedenfalls auf der Höhe, wo wir waren. Tja, und da es nicht mehr weit war, sind wir eben noch weiter gestiefelt nach oben. Zugegeben, nicht ganz nach oben, die letzten 100 Höhenmeter haben wir uns geschenkt. Dafür waren die 300 Höhenmeter davor wieder tierisch anstrengend, sie haben sich nämlich auf nur ca. 600 Längenmeter verteilt…

Auf dem Rückweg zum Parkplatz waren wir erstaunt, wie steil der gesamte Weg dann doch war – auf dem Hinweg kam uns nur das letzte Stück sehr anstrengend vor. Wir sind wohl inzwischen ausreichend in Übung. Am Parkplatz angekommen, waren die Wolken noch heftiger als bei unserem Abmarsch, es war richtig dunkel. So haben wir uns denn auf den Weg nach Wando gemacht, von wo uns morgen die Fähre nach Jejudo bringen wird. In Wando sind wir wieder in einem Motel (Heinz: „unser neuer Puff“) untergekommen, diesmal mit echtem Namen. Es ist allerdings nicht zu erkennen, warum es „Greece“ heißt – unsere Vermutung ist, weil in der Umgebung so viele Inseln sind, dass es an die Ägäis erinnert…

Zum Abendessen gab es wieder Unmengen Fleisch für mich, da es Gerichte ohne Fleisch in dem Laden, wo wir waren nicht gab, und so musste ich Daeseons und Heinz‘ Portion mitessen. Da war zur Verdauung mal ein Soju angesagt, und den gibt es auch nicht glasweise, sondern immer in Halbliter-Flaschen. Also waren es dann drei Gläser. Das wird nicht mein Lieblingsgetränk, aber man kann es durchaus trinken. Und schläft dann auch besser.

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On the road

Den 10.09. haben wir hauptsächlich auf der Straße verbracht. Ein koreanisch-deutsches Roadmovie können wir aber leider nicht bieten, das Projekt ist noch nicht über die Ideenphase hinausgekommen. Nach dem Continental Breakfast im Hotel haben wir das programmierte Ziel Nummer 6 im Navi ausgewählt und es so tatsächlich geschafft, Daeseon wieder bei ihrem Bruder in Daegu einzusammeln.

Wir sind dann weiter gefahren nach Busan , der zweitgrößten Stadt Südkoreas, mit riesigen Hafenanlagen und einem berühmt-berüchtigten großen Fischmarkt. Diese Stadt scheint komplett und ausschließlich aus Hochhäusern zu bestehen, aber irgendwo muss man die ganzen Einwohner ja auch unterbringen. Überhaupt scheint „der Koreaner“ ein ausgeprägt inniges Verhältnis zum Wohnen in Hochhaussiedlungen zu haben, die in Deutschland etliche Sozialarbeiter und Quartiersmanager beschäftigen würden. Immer wieder tauchen unvermittelt mitten in der Landschaft ein paar Wohntürme auf, selbst in Gegenden, wo mehr als genug Platz für kleinere Bauten wäre. Und nebendran werden in der Regel grad noch ein paar neue gebaut. Aber so ist es, andere Länder andere (Wohn-)Sitten. :)

Auch Straßenbau wird groß geschrieben in Südkorea. Vielleicht auch ein Konjunkturpaket, wobei die Bauten oft schon weit fortgeschritten sind, also bereits vor „der Krise“ begonnen worden sein müssen. Auch das Bahnnetz wird ausgebaut, der KTX (Korea Train eXpress) scheint gut angenommen zu werden.

Aber zurück nach Busan: Dort sind wir durch die Stadt zum Taejongdae gefahren, einer Parkanlage im Süden der Stadt mit einigen Denkmälern, Aussichtspunkten etc. Da wir nach der gestrigen Tour aber irgendwie nicht in der Stimmung für längere Fußmärsche waren und auch noch einige Kilometer vor uns hatten, sind wir nach einem Kaffee und einer Waffel mit Eis wieder losgefahren. Voher wurden wir noch von einer koreanischen Familie genötigt, an ihrem Picknick teilzunehmen. Erst wollten sie nur ein Foto mit uns, plötzlich aber hatten wir Stäbchen und Reisschalen in der Hand und echte Probleme, uns wieder loszueisen. Die waren wirklich begeistert, uns Europäern (wobei sie uns wahrscheinlich für Amis gehalten haben) ihre Gastfreundschaft anzubieten. Sehr nett.

Ziel des Tages war die kleine Stadt Gurye in der Nähe des Jirisan Nationalparks. Dort sind wir in einem Hotel abgestiegen, dessen Name nicht ganz klar ist – außen dran steht was anderes als auf der Rechnung, und auf den Kissen und den Handtüchern steht noch ein anderer Name. Es ist wohl doch eher eines dieser Love Motels, die früher hauptsächlich stundenweise gemietet wurden, inzwischen aber laut unserem allwissenden Lonely Planet Reiseführer „the best-deal accomodation“ sind. Viele dieser Motel sehen aus wie kleine Schlösser oder sind sonstwie auffällig, und müssen wohl noch einiges tun, um ihren Ruf bei den Koreanern zu bessern. Naja, wir werden diese Nacht vermutlich überleben.

Leider funktioniert mein MacBook nicht mit dem nur halb belegten Netzwerkkabel, das die Verbindung ins Internet sein soll. Daher wird dieser Eintrag also verspätet erscheinen. Heinz‘ Notebook hingegen verbindet sich problemlos – manchmal ist eben doch nicht alles easy mit so einem Apfel.

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Grabhügel, Tempel und Fußmärsche

Heute stand wieder ein umfangreicher Sightseeing-Tag an, den wir wie üblich recht spät begonnen haben. Als erstes war Cheomseongdae dran, das älteste Observatorium in Asien, erbaut um 640. Drum herum befinden sich diverse der gestern erwähnten Tumuli, Grabhügel der Könige des Silla-Reiches. Solche Hügel sind in unterschiedlichen Größen in der ganzen Region zu finden, in Gyeongju Downtown (ja, mitten in der Innenstadt) gibt es jedoch die größte Ansammlung davon, genannt Daereungwon. Einen Hügel namens Cheonmachong kann man betreten und dort Replikas der 1973 ausgegrabenen Grabschätze sowie das Grab selbst anschauen.

Anschließend sind wir die paar Meter in die Innenstadt gegangen, auf der Suche nach einem Frühstück. Gelandet sind wir zur Abwechslung bei Tout les Jours, die im Prinzip den gleichen Krams haben wie Paris Baguette – aber was will man machen, wenn man kein Reis und Kimchi zum Frühstück mag…

Solchermaßen gestärkt sind wir nach Anapji gelaufen, einer um 674 erbauten Anlage für Staatsempfänge und Bankette, die mit einem schönen künstlichen Teich ausgestattet wurde. Die dort zu sehenden Bauten sind wie so oft Nachbauten aus den letzten 35 Jahren – durch die zahlreichen Besatzungen und Kriege ist leider viel kaputt gegangen, und die Holzbauweise trug sicher auch nicht zum Erhalt für die Ewigkeit bei. Auf dem Weg zu dieser Anlage kamen wir an einem anderen Teich voller Lotuspflanzen vorbei, von denen viele blühten.

Per Auto (danke nochmal an Daeseon für die Programmierung des Navi, hat alles wunderbar geklappt!) ging es dann zum Bulguksa-Tempel am Fuße des Tohamsan. Nach der Erzählung Samgukyusa wurde der Tempel im Jahre 751 vom damaligen Pemierminister von Silla, Kim Dae-seong, in Erinnerung an seine Eltern gebaut. Die Anlage ist laut Infoheft ein „masterpiece of temple art“ und wurde von der UNESCO 1995 zum Weltkulturerbe erklärt.

Letzter Programmpunkt des Tages war die Seokguram-Höhle, laut Plan um die Ecke vom Bulguksa-Tempel. Dass „um die Ecke“ laut eines Schildes dann doch über 3 km waren, hätte uns stutzig machen sollen, noch mehr die Tafel mit den recht hohen Angaben über den Kalorienverbrauch für den Weg. Hätte, hat aber nicht, und so sind wir mal wieder knappe 700 Höhenmeter hochgelaufen. Das dann auch noch schnellen Schrittes, da der Kartenabreißer, den wir nach dem Weg gefragt hatten, besorgt auf seine Uhr geguckt hatte. Immerhin war es ein schöner Weg durch den Wald mit Ausblicken über’s Land.

So kamen wir dann also ziemlich schnaufend und nass oben an. In der Seokguram-Höhle (die gar keine echte Höhle ist, sondern nur ein nach außen verlängertes Felsloch) steht eine mysteriös lächelnde Bonjonbul-Statue aus dem Jahre 774, umgeben von verschiedenen anderen Figuren. Der Schrein wurde wie der Bulguksa-Tempel von Kim Dae-song beauftragt, diesmal für die Eltern seines vorhergehenden Lebens, und gehört ebenfalls zum Weltkulturerbe.

Für den Rückweg zum Parkplatz haben wir uns dann den Bus gegönnt. Dinner gab es im hoteleigenen japanischen Restaurant, das eigentlich gerade Feierabend machen wollte. Vom im Fahrstuhl angepriesenen Summer Special Menu wusste niemand was, die Kommunikation war insgesamt nicht ganz einfach, aber wir haben einen leckeren Salat, einen Dip-Teller und eine Riesenplatte Sashimi bekommen. Alles schmackhaft, aber morgen werde ich mal wieder einen Fleischtag durchzusetzen versuchen. :)

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Korea historisch

Andong selbst hat nichts Sehenswertes zu bieten, so dass wir nach Hahoemaeul gefahren sind, dem alten Dorf ca. 25 km entfernt, wo wir gestern Abend bereits vorbeigeschaut hatten. Ha heißt Fluss, hoe heißt gebogen – das Dorf liegt also in einer Flussbiegung. Dort leben seit über 600 Jahren die Mitglieder der Familie Ryu, die ihren Nachfahren und den Touristen mit Stroh und Ziegeldächern bedeckte Hütten hinterlassen haben. Alles hübsch anzusehen, aber vermutlich schwer zu bewohnen – das ist nämlich kein reines Museumsdorf, sondern tatsächlich noch bewohnt. Dem Umfang der Parkplätze nach zu urteilen ist dort öfter mal richtig was los, heute war es bis auf ein paar Gruppen japanischer Touristen (in echt, wir haben gefragt!) angenehm ruhig.

Da im Gegensatz zu gestern wieder annehmbares Wetter mit ausreichend Sonne herrschte, sind wir bis ca. 16:30 Uhr in Hahoemaeul herumgelaufen, und dann nach Daegu gefahren. Statt der Kurverei über die Landstraßen haben wir uns ob der fortgeschrittenen Zeit heute die Autobahn gegönnt. Bei der Mautstelle habe ich zielsicher erstmal die falsche Spur angesteuert, Alarmgeheul ausgelöst, und wurde mit einer handgeschriebenen „Eintrittskarte“ belohnt. Auf koreanischen Autobahnen darf man satte 25% schneller fahren als auf den Landstraßen – also 100 km/h statt 80…

In Daegu wohnt Daeseons Bruder, bei dem sie bis übermorgen bleiben wird. Nachdem sie uns Hotel und die anzusteuernden Sehenswürdigkeiten in unser Navi eingegeben und uns die Symbole und Tasten erklärt hat (es spricht und schreibt halt nur 한글), sind wir dann weiter nach Gyeongju gefahren, der alten Hauptstadt des Königreiches Silla. Wir haben es samt dem ziemlich in die Jahre gekommenen Hotel Concorde erfolgreich gefunden und werden uns morgen aufmachen, die Tumulis zu erkunden.