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Reisen Südkorea

Grabhügel, Tempel und Fußmärsche

Heute stand wieder ein umfangreicher Sightseeing-Tag an, den wir wie üblich recht spät begonnen haben. Als erstes war Cheomseongdae dran, das älteste Observatorium in Asien, erbaut um 640. Drum herum befinden sich diverse der gestern erwähnten Tumuli, Grabhügel der Könige des Silla-Reiches. Solche Hügel sind in unterschiedlichen Größen in der ganzen Region zu finden, in Gyeongju Downtown (ja, mitten in der Innenstadt) gibt es jedoch die größte Ansammlung davon, genannt Daereungwon. Einen Hügel namens Cheonmachong kann man betreten und dort Replikas der 1973 ausgegrabenen Grabschätze sowie das Grab selbst anschauen.

Anschließend sind wir die paar Meter in die Innenstadt gegangen, auf der Suche nach einem Frühstück. Gelandet sind wir zur Abwechslung bei Tout les Jours, die im Prinzip den gleichen Krams haben wie Paris Baguette – aber was will man machen, wenn man kein Reis und Kimchi zum Frühstück mag…

Solchermaßen gestärkt sind wir nach Anapji gelaufen, einer um 674 erbauten Anlage für Staatsempfänge und Bankette, die mit einem schönen künstlichen Teich ausgestattet wurde. Die dort zu sehenden Bauten sind wie so oft Nachbauten aus den letzten 35 Jahren – durch die zahlreichen Besatzungen und Kriege ist leider viel kaputt gegangen, und die Holzbauweise trug sicher auch nicht zum Erhalt für die Ewigkeit bei. Auf dem Weg zu dieser Anlage kamen wir an einem anderen Teich voller Lotuspflanzen vorbei, von denen viele blühten.

Per Auto (danke nochmal an Daeseon für die Programmierung des Navi, hat alles wunderbar geklappt!) ging es dann zum Bulguksa-Tempel am Fuße des Tohamsan. Nach der Erzählung Samgukyusa wurde der Tempel im Jahre 751 vom damaligen Pemierminister von Silla, Kim Dae-seong, in Erinnerung an seine Eltern gebaut. Die Anlage ist laut Infoheft ein „masterpiece of temple art“ und wurde von der UNESCO 1995 zum Weltkulturerbe erklärt.

Letzter Programmpunkt des Tages war die Seokguram-Höhle, laut Plan um die Ecke vom Bulguksa-Tempel. Dass „um die Ecke“ laut eines Schildes dann doch über 3 km waren, hätte uns stutzig machen sollen, noch mehr die Tafel mit den recht hohen Angaben über den Kalorienverbrauch für den Weg. Hätte, hat aber nicht, und so sind wir mal wieder knappe 700 Höhenmeter hochgelaufen. Das dann auch noch schnellen Schrittes, da der Kartenabreißer, den wir nach dem Weg gefragt hatten, besorgt auf seine Uhr geguckt hatte. Immerhin war es ein schöner Weg durch den Wald mit Ausblicken über’s Land.

So kamen wir dann also ziemlich schnaufend und nass oben an. In der Seokguram-Höhle (die gar keine echte Höhle ist, sondern nur ein nach außen verlängertes Felsloch) steht eine mysteriös lächelnde Bonjonbul-Statue aus dem Jahre 774, umgeben von verschiedenen anderen Figuren. Der Schrein wurde wie der Bulguksa-Tempel von Kim Dae-song beauftragt, diesmal für die Eltern seines vorhergehenden Lebens, und gehört ebenfalls zum Weltkulturerbe.

Für den Rückweg zum Parkplatz haben wir uns dann den Bus gegönnt. Dinner gab es im hoteleigenen japanischen Restaurant, das eigentlich gerade Feierabend machen wollte. Vom im Fahrstuhl angepriesenen Summer Special Menu wusste niemand was, die Kommunikation war insgesamt nicht ganz einfach, aber wir haben einen leckeren Salat, einen Dip-Teller und eine Riesenplatte Sashimi bekommen. Alles schmackhaft, aber morgen werde ich mal wieder einen Fleischtag durchzusetzen versuchen. :)

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Korea historisch

Andong selbst hat nichts Sehenswertes zu bieten, so dass wir nach Hahoemaeul gefahren sind, dem alten Dorf ca. 25 km entfernt, wo wir gestern Abend bereits vorbeigeschaut hatten. Ha heißt Fluss, hoe heißt gebogen – das Dorf liegt also in einer Flussbiegung. Dort leben seit über 600 Jahren die Mitglieder der Familie Ryu, die ihren Nachfahren und den Touristen mit Stroh und Ziegeldächern bedeckte Hütten hinterlassen haben. Alles hübsch anzusehen, aber vermutlich schwer zu bewohnen – das ist nämlich kein reines Museumsdorf, sondern tatsächlich noch bewohnt. Dem Umfang der Parkplätze nach zu urteilen ist dort öfter mal richtig was los, heute war es bis auf ein paar Gruppen japanischer Touristen (in echt, wir haben gefragt!) angenehm ruhig.

Da im Gegensatz zu gestern wieder annehmbares Wetter mit ausreichend Sonne herrschte, sind wir bis ca. 16:30 Uhr in Hahoemaeul herumgelaufen, und dann nach Daegu gefahren. Statt der Kurverei über die Landstraßen haben wir uns ob der fortgeschrittenen Zeit heute die Autobahn gegönnt. Bei der Mautstelle habe ich zielsicher erstmal die falsche Spur angesteuert, Alarmgeheul ausgelöst, und wurde mit einer handgeschriebenen „Eintrittskarte“ belohnt. Auf koreanischen Autobahnen darf man satte 25% schneller fahren als auf den Landstraßen – also 100 km/h statt 80…

In Daegu wohnt Daeseons Bruder, bei dem sie bis übermorgen bleiben wird. Nachdem sie uns Hotel und die anzusteuernden Sehenswürdigkeiten in unser Navi eingegeben und uns die Symbole und Tasten erklärt hat (es spricht und schreibt halt nur 한글), sind wir dann weiter nach Gyeongju gefahren, der alten Hauptstadt des Königreiches Silla. Wir haben es samt dem ziemlich in die Jahre gekommenen Hotel Concorde erfolgreich gefunden und werden uns morgen aufmachen, die Tumulis zu erkunden.

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Unterwegs nach Süden

Von heute gibt es nicht viel zu berichten. Der Morgen empfing uns mit einer grauen Nebelsuppe, und durch das Frühstück bei Dunkin‘ Donuts wurde die Laune auch nicht besser. Obwohl – der Kaffee ist wirklich nicht schlecht. Anschließend haben wir für die Übersicht (und als Backup zum Navi) noch eine Landkarte gekauft. Es gab zwar nur welche mit koreanischer Beschriftung, aber immerhin.

Wir sind dann durch die Berge Richtung Süden gefahren, Ziel Andong . Vorher wollten wir noch im Hahoe Folk Village in der Nähe von Andong vorbeischauen, einem ursprünglich erhaltenen Dorf von vor ein paar Hundert Jahren. Leider war es schon dunkel, so dass nicht mehr viel zu sehen war, aber die riesigen Parkplätze lassen ahnen, dass es mit der Ursprünglichkeit nicht mehr so weit her sein kann. Vielleicht schauen wir morgen noch einmal dort vorbei.

Heute war dann auch endlich Fleischtag. Ich habe mich geopfert und die ganze Rindfleischportion für uns drei gegessen, und Daeseon und Heinz großzügig den Salat überlassen. So sind wir alle satt geworden, und das richtig lecker. Da gehen wir morgen frühstücken.

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Seoraksan National Park

Die Nacht im Condo-Bett war trotz recht harter Matratze von tiefem Schlaf geprägt, der erst gegen 10:00 Uhr zu Ende war. Das Frühstück haben wir heute im verwaist erscheinenden Hotel „Seorak Park“ im Nebental eingenommen. Die hatten nämlich was von „Coffee Shop“ dranstehen, aber wir hätten wissen sollen, dass die mit Kaffee was anderes meinen als wir. Das Gebräu sah eher aus wie Tee, aber die Sandwiches waren gut. Solchermaßen gestärkt sind wir noch 2 km weiter gefahren zum Seoraksan National Park. Da wussten wir dann auch, wo die ganzen Hotelgäste waren, nämlich auf dem Parkplatz. Wir hatten aber Glück und haben schnell einen gefunden, so dass wir uns ohne weitere Verzögerungen in die Natur stürzen konnten.

Koreaner unternehmen ja gern Sachen in der Gruppe, auch Wandern. Der Park war dementsprechend ziemlich voll, insbesondere am Anfang, wo die Wege noch sehr gut ausgebaut waren. Viele waren ausgerüstet wie zu einer größeren Bergtour, die dort auch gut machbar ist, es hatte aber oft eher den Anschein, dass da mehr Show als Bergsteigen war. Unterwegs gab es zahlreiche Verkaufsstellen für Trinken, Essen und Souvenirs, manchmal echte Läden, manchmal kleine Buden, manchmal kleine Omis am Wegesrand.

Wir dachten, wir gehen mal eben zur Geumganggul-Höhle, fahren dann später noch mit dem Cable Car hoch zur Gwongeumseong-Burg, und dann vielleicht noch zum Biryong-Wasserfall. Hätten wir die Karte am Eingang des Parks etwas genauer studiert, so hätten wir gesehen, dass das mit dem „mal eben“ nichts werden würde. Für die letzten 600 m waren 30 min Zeit angegeben, und das war auch nicht übertrieben. Es ging richtig bergauf, erst über Stein-, dann über Metalltreppen. Als wir dann endlich oben ankamen, war die Höhle eine kleine Enttäuschung – keine riesige Tropfsteinhöhle oder so etwas in der Richtung, was man als Europäer bei einem solchen Anstieg zu Recht erwarten darf, sondern „nur“ ein buddhistischer Gebetsraum. Dieser war dafür ausgestattet mit einer echten Mönchin (sagt man so?), die Bananen verteilte, sowie ebenfalls einem klitzekleinen Getränke- und Souvenirverkauf. Der Blick von dort oben in die Bergwelt war gigantisch, insbesondere, wo wir Berge ja ewig nicht „in echt“ hatten, sondern nur beim Überfliegen der Alpen… Beeindruckend war auch eine Familie mit zwei kleinen Jungs (geschätzt 3 und 5 Jahre alt), die diesen Mörderweg zur Höhle ebenfalls hochgeklettert war.

Auf dem Rückweg haben wir zwei der Imbissbuden in Anspruch genommen, einmal für Wasser (und ein Geschirrhandtuch als Andenken), einmal für einen dieser leckeren Gemüsepfannkuchen. Cable Car und Wasserfall haben wir dann allerdings gestrichen, und sind stattdessen das Tal hinunter zum Meer gefahren, zum Daepohang-Hafen. Das war nicht sehr einladend, Strand gab es an der Stelle keinen, sondern nur Betonblöcke. Also sind wir weiter gefahren nach Sokcho Beach, welcher aber auch nicht allzu begeisternd war, zumal unserem seit heute Morgen nicht befriedigten Koffeinbedarf auch dort nicht geholfen wurde. So sind wir also weiter nach Sokcho City gefahren, haben uns wie alle anderen ins Halteverbot gestellt, und ein paar Süßteilchen bei Tout de jour und einen Cappuccino bei Dunkin‘ Donuts gekauft. Damit waren Zucker- und Koffeinbedarf gestillt, auch wenn der Kaffee von DD echt nicht der Hit ist – aber es gibt einfach nichts anderes…

Bei The North Face habe ich meine sich auflösende S. Oliver-Hose in eine neue getauscht (die haben nämlich dort europäische Größen!), dazu noch eine zweite, ein Paar Wanderschuhe und einen Rucksack gekauft, Heinz noch eine Tasche – der Inhaber war glücklich, und hat uns noch Socken, eine Kühltasche und glücksbringende Handyanhänger geschenkt. Dann zurück ins Hotel, geduscht, den Fleischtag wieder einmal auf morgen verschoben, und uns mit koreanischen Birnen und Trauben gesättigt, die beide völlig anders schmecken wie das, was wir unter diesem Namen kennen. Jetzt gibt es noch ein Bierchen auf unserem Condo-Balkon, und dann ist’s auch gut für heute. Morgen geht es weiter Richtung Süden.

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Von Seoul nach Sokcho

Heute war nichts mit Bis-11-Uhr-schlafen, da zu diesem Zeitpunkt bereits das Zimmer geräumt sein musste. Beim Check-out eine kleine Enttäuschung: Von den Nespresso-Kapseln gehen pro Tag nur zwei Stück auf’s Haus, alle weiteren muss man bezahlen. Was soll’s, ich finde es trotzdem klasse, eine echte Kaffeemaschine auf dem Zimmer zu haben. Das Frühstück wurde heute wieder bereitgestellt von 7grams und Paris Baguette, eingenommen wieder im Pavillon im Pärklein von vorgestern.

Heinz ist anschließend ins Hotel zurück (ich soll nicht immer sagen, dass er ins Büro muss, aber wenn es doch so ist…), ich bin mit der U-Bahn zum Treffpunkt mit Daeseon gefahren, um unseren Mietwagen abzuholen. Da ich recht früh dran war, bin ich am Jogno Abschnitt 3 (Jogno3-ga) ausgestiegen und den Rest zu Fuß gegangen. Der Weg führte mich durch den Finanzdistrikt, wo ein Hochhaus neben dem nächsten steht – verrückt und beeindruckend. Am Sejogno habe ich den Kindern beim Plantschen in den Wasserfontänen zugesehen – das machte richtig neidisch, bei der drückenden Luft heute. Aber wie hätte das ausgesehen, wenn ich pitschnass bei der Automvermietung aufgelaufen wäre…

Bei Hertz wollte der freundliche junge Mann uns einen ziemlich versifften Wagen andrehen, was wir aber mit Daeseons Überredungskünsten und meinem bösen Gesicht (ok, und meiner Kreditkarte) in ein modernes südkoreanisches Schlachtschiff namens Opirus tauschen konnten. Damit kann man die 80 km/h auf Landstraßen entspannt an sich vorbeigleiten lassen, und das auch noch umweltbewusst mit Gasantrieb. Wir haben Heinz und unser Gepäck am Hotel eingesammelt und sind durch den Seouler Freitagsnachmittagsstau Richtung Ostküste gefahren. Was für ein Glück, dass wir ein Navi haben, und was für ein Glück, dass Daeseon es bedienen kann. Ich bin ja techik-affin, aber ein Bedienungsmenü in 한글 überfordert mich.

Autofahren ist – außer in Seoul – recht entspannt, aber es gibt eine Besonderheit: Für einige Koreaner scheinen rote Ampeln eine andere Bedeutung zu haben, als für den Rest der Welt: Die fahren einfach durch, oder außen herum. Und nicht nur Autofahrer, auch vollbeladene Laster oder gut besetzte Busse vollziehen solche Manöver. Es regt sich aber auch keiner der sonstigen Straßenbenutzer darüber auf, es scheint also gute Gründe zu geben oder aber ein Naturrecht zu sein.

Gegen 19:30 Uhr erreichten wir unser Ziel, das I-Park Condominium in der Nähe von Sokcho. Das ist eine große Apartment-Hotel-Anlage, ein typisch koreanisches Feriendomizil. Obwohl die Schulferien bereits vorbei sind, sind noch ziemlich viele Apartments belegt. Der erste Eindruck ist, dass das Ding dringend eine Renovierung braucht, insbesondere einen Möbel- oder zumindest Polstertausch, aber ansonsten soweit OK ist. Zum Essen sind wir jedoch nicht ins „bordeigene“ Restaurant gegangen, sondern in ein uns empfohlenes Lokal in der Nähe gefahren. Dort gibt es alles, was am Boden wächst und als essbar angesehen wird. Nun ja, morgen darf ich dann wieder Fleisch essen… Nach einem Stop-over im Supermarkt genießen wir jetzt ein Bierchen auf dem Balkon mit Blick auf Meer und Berge – beides im Vollmond schemenhaft zu erahnen.